Text: Thomas Pfann, Redaktor «36 km» und freischaffender Journalist
Das Limmattal als Seenlandschaft zu bezeichnen, wäre etwas übertrieben. Der Zürisee im Osten, breite Flusslandschaften Richtung Wettingen, Baden und Turgi – okay, aber damit sind die grossen Gewässer in der Region aufgezählt. Umso spannender sind die kleinen Seelein, Weiher und Tümpel, die sich in den Wäldern und in kleinen Tälern der Region verstecken. Einige der Teiche sind beinahe zu-gewachsen und höchstens noch als morastige Feuchtgebiete zu erkennen. Andere vermögen sich durch fürsorgliche Pflege zu behaupten.
Eine Entdeckungstour zu den verborgenen Limmattaler Gewässern gleicht einer Reise in ein kleines Stück Wildnis mitten in einer belebten und pulsierenden Welt. Bei der Routenwahl hat man die Qual, dass sich im Limmattal zwar reichlich Gewässer befinden, sie auszuwählen aber keine einfache Aufgabe ist. Ein Blick auf die 25 000er-Karte der Landestopografie hilft, denn nur so lassen sich die kleinen, blauen Flecken entdecken. Und dann gehts los, mit gutem Schuhwerk und genügend Zeit, denn die Wasserstellen liegen fernab von Strassen und Schienen.
Oberhalb des Dorfes Oetwil mitten im Wald befindet sich der Erliweiher. Es gibt hier sogar eine Grillstelle. Aber seien wir ehrlich: Niemand möchte in diesem grünen Wasser ein Bad nehmen ... Wer Lust hat, wandert von hier auf Schusters Rappen nach Wettingen ins Eigital. Dort schlummert der Eigitalweiher, friedlich eingebettet in einer verträumten Welt von sattem Grün. Auch dieses Nass macht zum Baden wenig Spass, dafür ist es zum Rundherumflanieren umso schöner. Einen Grillplatz gibt es auch, und man bemerkt spätestens jetzt, dass sich auf der Entdeckungstour zu den Limmattaler Gewässern ein Pärchen Cervelats viel besser macht als Badehose und Strandtuch.
Denn auch auf der gegenüberliegenden Limmattalseite beim Buckmatteweiher in Neuenhof und wenig später am Rand des Killwangener Dorfweihers zeigt sich das-selbe Bild: Ein lauschiges Plätzchen, weg von der hektischen Welt, lädt zum Ver-weilen ein, und mit etwas Glück spiegelt sich der blaue Himmel auf der Wasser-oberfläche. Reinspringen will man auch hier nicht, dafür lassen sich quakende Frösche beobachten. Vielleicht kriecht ein Lurch oder ein Artverwandter unters Gebüsch, Mücken und Fliegen surren umher. Sonst bleibt es ruhig.
Das ändert sich schlagartig an den Gestaden des Franzosenweihers in Spreitenbach. Einst züchteten Mönche des Klosters Wettingen im damaligen «Chlosterweiher» Forellen, die der Legende nach von französischen Soldaten, die 1799 am Weiher gelagert haben sollen, allesamt aufgegessen wurden. Forellen, Libellen und anderes Getier ist hier reichlich vertreten, denn heute ist der Franzosenweiher ein Naturschutzgebiet, das sich vor allem vor Hunderten Fuss-gängern, Bikern, Joggern, Hündelern und Schulkindern schützen muss. An einem schönen Sonntag ist es mit der Ruhe hier vorbei.
Wer nun durch den Dietiker Honeretwald am Guggenbühl vorbei Richtung Urdorf wandert, wundert sich vielleicht über den dichten Verkehr, der in der Gegend herrscht. Jetzt wäre eine Portion Wildnis willkommen. Und es gibt diesen Fleck Erde, er gleicht einem kleinen Stück afrikanischer Savanne – zumindest, wenn das Wetter eine Weile lang trocken war. Das Urdorfer Iltismoos macht sich neben dem Bahnbord bei der Weihermatt breit. Wasser gibt es zwar nicht viel, ein kleines Tümpelchen und ein Bächlein bloss, aber die Szenerie erinnert an eine ferne Welt, ganz anders als das gewohnte Limmattal.