Entlang der Limmat ist eine vielfältige und dynamische Region entstanden. Was sind ihre grössten Stärken? Bietet sie heute bereits alles für eine florierende Zukunft? Wir haben uns im Limmattal umgehört.
Text: Florian Schmitz; Fotos: Sandro Barbieri
Was macht eine erfolgreiche Region aus? Schöne Wohnlagen? Einladende Natur vor der Haustür und eine ausgebaute Nahversorgung? Eine starke Wirtschaft? Eine gute Verkehrsinfrastruktur? Mit all diesen Qualitäten trumpft das vielfältige Limmattal auf. Das zeigt der Austausch mit Menschen, die sich in verschiedensten Funktionen und Rollen für ein florierendes Limmattal einsetzen.
Ist also heute schon alles da, damit die Region auch nach aussen als Erfolgsmodell wahrgenommen wird? Und welche Stärken zeichnen sie besonders aus?
Attraktivität der Region wirkt anziehend
Die zunehmende Anziehungskraft des Limmattals wurde jüngst im Bildungsbereich offensichtlich. Ende September feierte der Business Campus Limmattal (BCL) im startup space des Instituts für Jungunternehmen seine Eröffnung. 2025 soll der vollständige Betrieb als Höhere Fachschule für Wirtschaft und Recht starten. Der Standortentscheid für Schlieren ist laut Inhaber und Mitgründer Peter Barmettler auch der «sehr hohen wirtschaftlichen Dynamik» im Limmattal zu verdanken.
Aufbruchstimmung ist ebenfalls in Spreitenbach zu spüren: «Das positive Wachstum der Region und ihre Offenheit für innovative, nachhaltige Lösungen machen Spreitenbach als Energiestadt zum perfekten Standort für unser Kompetenzzentrum», sagt Monika Sigg, Marketing- und Kommunikationsleiterin der Umwelt Arena.
Die Umgebung mit ihrer Mischung aus urbanen Entwicklungsräumen und grünen Erholungsgebieten passe perfekt zu den Ausstellungen rund um Nachhaltigkeit, Energie und Umweltbewusstsein. Als Vorreiterin in diesen Bereichen helfe die Umwelt Arena mit, um die Region als zukunftsorientierten Standort zu positionieren, der nachhaltige Lösungen sucht und aktiv unterstützt.
Wenn Schlieren Zürich überstrahlt
«Die Innovation verleiht der Region ein Gesicht nach aussen», betont Mario Jenni, CEO und Mitgründer des Bio-Technoparks. Der Life-Sciences-Cluster auf dem ehemaligen Areal der Wagonsfabrik Schlieren ist ein Vorbild für die gelungene Transformation von alter Industrie zum hochmodernen Wissenschaftspark.
Die Nähe zu ETH, Unispital und Universität Zürich sei die optimale Voraussetzung dafür gewesen, dass sich der Bio-Technopark zu einem internationalen Aushängeschild für Startups und Unternehmen aus dem Life-Sciences-Bereich entwickeln konnte, sagt Jenni. «Mir wurde erzählt, dass an internationalen Investorenkonferenzen für Life Sciences mittlerweile mehr über Schlieren als Zürich gesprochen wird.» Für die Qualität des Standorts sei zudem entscheidend, dass das Limmattal immer mehr zu einem gemeinsamen Raum zusammenwachse. «Die Limmattalbahn ist dafür das perfekte Symbol», so Jenni.
Eine gute Verkehrserschliessung lässt die Region näher zusammenrücken. Lange hatte das Limmattal eher den Ruf als Durchfahrtsregion. Um diesen weiter zu entkräften, seien Magnete wie die Umwelt Arena, IKEA oder das Shoppi Tivoli wichtig, sagt Patrick Stäuble, CEO und Centerleiter des grössten Schweizer Einkaufszentrums.
Neben den Einkaufsmöglichkeiten biete es viele Dienstleistungen und Gastronomieangebote, die auch der ansässigen Bevölkerung dienen. Umgekehrt profitiere das Shoppi von der Entwicklung des Limmattals: «Für uns ist es wertvoll, in einer wachsenden Boomregion tätig zu sein», betont Stäuble und verweist auf die Limmattalbahn als wichtigen positiven Wachstumstreiber. Die Bedeutung des Verkehrsgrossprojekts wird immer wieder unterstrichen.
Limmattalbahn als stärkere Identitätsträgerin
«Die Limmattalbahn ist eine Erfolgsgeschichte», sagt Beat Suter. Als Raumplaner bei der Metron Raumentwicklung AG hat er einen geschärften Blick für die grossen Zusammenhänge. Was so eine Entwicklung auslösen kann, zeige die Spanisch-Brötli-Bahn, die als historische Verbindung zwischen Zürich und Baden noch heute ein starker Identitätsträger sei. «Eine gemeinsame Infrastruktur über Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg schafft einen roten Faden und stärkt die Wahrnehmung eines zusammenhängenden Raums.»
Für eine hohe Lebensqualität sei es zentral, dass die urbanen Räume zwischen Zürich und Baden als kleinere regionale Zentren gut funktionieren, sagt Suter. So hat sich Dietikon zur städtischen Mobilitätsdrehscheibe entwickelt, die am Bahnhof zahllose Anschlussmöglichkeiten zu verschiedenen Verkehrsmitteln bietet.
«Im Limmattal ist eine positive Urbanität wichtig», fährt er fort. Eine gute Siedlungsentwicklung fördere belebte Quartiere mit nachbarschaftlichem Austausch. Insgesamt ortet er in diesem Punkt viel positives Engagement bei den Limmattaler Gemeinden.
Positive Beispiele seien die neu gebauten Schlieremer Stadtteile am Rietpark und Schlieren West. «Hier sind neue Quartiere mit guter Akzeptanz entstanden.» Dank einer guten und umsichtigen Planung, bei der auch viel Wert auf Freiräume gelegt worden sei. Spannend werde zudem, die entstehenden Quartiere in Spreitenbach und später im Dietiker Niederfeld zu verfolgen. Die Limmattalbahn unterstütze diese Transformation und das Limmattal biete viel Potenzial für weitere hochwertige Neubauprojekte.
«Hier fehlt es an nichts»
Roger Müller, der mit seiner Frau und zwei Kindern in Urdorf wohnt, schätzt seine Wohnlage sehr. «Hier fehlt es an nichts. Die Infrastruktur ist super und in fünf Minuten bin ich zu Fuss in der Natur und kann meinen Kopf lüften.» Die Verkehrsanbindung und das Freizeitangebot seien exzellent, sagt der gebürtige Schlieremer, der die Swiss Chinese Kung Fu School in Urdorf leitet und sich im lokalen Eishockeyclub engagiert. Die gesamte Entwicklung des Limmattals sieht er sehr positiv. «Es ist Wahnsinn, was in den letzten zehn Jahren alles entstanden ist. Diese Aufbruchstimmung spüre ich auch in meiner Kung-Fu-Schule.»
Ein reichhaltiges Kulturleben trägt ebenfalls wesentlich dazu bei, dass sich die Menschen an ihrem Wohnort zu Hause fühlen. Das wurde im Limmattal erkannt. Mit dem rasanten Wachstum entstanden neue Kulturangebote und Lokale wie das Gleis 21 in Dietikon, der Verein Kult-Chuchi in Weiningen oder «Comedy am Bergli» in Bergdietikon.
«Kleine Kulturperlen in den Gemeinden sind immer ein grosser Gewinn», sagt Nadine Tobler, Leiterin des ThiK Theater im Kornhaus in Baden. Die ganze Region befinde sich kulturell im Aufwind. Dieses neue Selbstbewusstsein ist in Baden, wo die Kultur traditionell stark verankert ist, schon lange spürbar. Das breite Angebot werde von der Bevölkerung geschätzt, sagt Tobler. Sie engagiert sich auch im Vorstand des Vereins Kulturaktiv, einem Zusammenschluss von Badener Kulturschaffenden und -institutionen. «Es hat sich schon mehrfach bewährt, dass wir uns nun viel näher sind», sagt sie. «Zusammen haben wir eine starke Stimme.»
Gemeinsam in die Zukunft
Das gilt für das ganze Limmattal: Der Schlüssel zu einer starken Region mit einer klaren Zukunftsvision liegt in einer noch intensiveren Zusammenarbeit. Das verleiht den Limmattaler Gemeinden zusätzliches Gewicht, um die Entwicklung des gemeinsamen Lebensraums in positive Bahnen zu lenken.
Dass entlang der Limmat eine moderne und attraktive Pionierregion aufgeblüht ist, ist nicht zuletzt dem unermüdlichen Einsatz vieler Menschen zu verdanken, die sich gemeinsam für das Limmattal starkmachen. Wen man auch fragt, in einem Punkt sind sich alle einig: Wir leben in einer aufstrebenden Region voller Möglichkeiten, die noch enormes Potenzial für die Zukunft bietet.
Obwohl immer Raum für mehr bleibt, kann die eingangs gestellte Frage, ob «Alles da?» ist, klar bejaht werden. Denn das Limmattal entwickelt sich in seiner ganzen Vielfalt eindrücklich. Um den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen und den erreichten Fortschritt zu sichern, ist die weitere Zusammenarbeit auf allen Ebenen unverzichtbar, damit sich die Gesamtregion mit einer gemeinsamen Vision und Stimme weiterentwickeln kann.