Bäume benötigen einen sogenannten Kältereiz, um sicherzustellen, dass der Winter vorbei ist, heisst es in einer Medienmitteilung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Dabei handelt es sich um eine bestimmte niedrige Temperatur, die über einen gewissen Zeitraum anhält. „Wenn die Knospen nicht ausreichender Kälte ausgesetzt sind, kommen die Bäume nicht richtig aus ihrer Winterruhe heraus“, wird Frederik Baumgarten in der Mitteilung zitiert, Doktorand an der WSL.
Baumgarten untersucht daher, welchen Einfluss der Winter 2019/2020, „der mildeste, der je in der Schweiz verzeichnet wurde“, auf die heimischen Baumarten hat. Dazu hat er 2000 Zweige von sechs in der Schweiz verbreiteten Baumarten in einer Klimakammer unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt. „Meine Analysen zeigen, dass bestimmte Temperaturen, insbesondere unter 4°C, bei einigen Arten wirksamer sind, um sie ‚aufzuwecken‘, während bei anderen alle Temperaturen unter 10°C ähnlich wirksam sind, um die Winterruhe aufzuheben“, sagt Baumgarten.
Unter dem Strich scheint der milde Winter keinen schädlichen Einfluss auf die untersuchten Bäume gehabt zu haben, wie Yann Vitasse sagt, der Baumgarten bei seiner Arbeit betreut hat: „Gegenwärtig scheint es auch in diesem warmen Winter in der Schweiz kalt genug gewesen zu sein, um die Knospenruhe der Bäume aufzuheben.“ Allerdings könne die Vegetation durch milde Wintertemperaturen früher aus der Winterruhe gelockt werden. Laut der WSL könnte dies zu einer höheren Anfälligkeit beim Frühlingsfrost führen. „In diesem Jahr ist das Risiko wegen des milden Februars bereits hoch, aber der tatsächliche Schaden wird letztlich von den Temperaturschwankungen im März und April abhängen“, so die Forschungsanstalt. jh