Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sieht ein hohes Potenzial im Covid-19-Medikament von Molecular Partners. Entsprechend hat es einen Reservationsvertrag mit dem Schlieremer Unternehmen unterzeichnet. Mit dem Vertrag sichert sich der Bund Zugang zu den ersten 200’000 Dosen des neuen Mittels sowie ein Recht auf die Lieferung von bis zu 3 Millionen weiteren Dosen. Er zahlt den Angaben von Molecular Partners zufolge zunächst eine Reservierungsgebühr im hohen einstelligen Millionenbereich.
Beim Medikament von Molecular Partners handelt es sich um ein Immunotherapeutikum. Es soll in erster Linie zur Behandlung von infizierten Personen dienen. Allerdings könnte es in gewissen Fällen auch prophylaktisch zum Schutz vor einer Infektion verabreicht werden. Die klinischen Studien sind für den Herbst 2020 geplant.
Molecular Partners wurde 2004 aus der Universität Zürich ausgegliedert und hat seinen Sitz im Bio-Technopark Schlieren-Zürich. Die Firma entwickelt eine eigene Wirkstoffklasse namens DARPins (Designed Ankyrin Repeat Proteins). Dabei handelt es sich um künstliche Proteine, die Antigene erkennen und binden können. Diese seien kleiner und stabiler als konventionelle Antikörper und können kostengünstig in Bakterienzellen produziert werden.
Das Unternehmen hat mehrere DARPins identifiziert, welche das SARS-CoV-2-Virus neutralisieren können. Sein potenzieller Covid-19-Wirkstoff namens MP0420 basiert nun auf eine sogenannte Drei-in-eins-DARPins-Architektur. „Mono-DARPin-Module, die das Virus neutralisieren, werden in Mutli-DARPin-Kandidaten formatiert, die das Eindringen des Virus in menschliche Zellen mit höchster Potenz blockieren, mit dem Potenzial, das Entweichen des Virus zu verhindern“, erklärt das BAG.
„Die Unterstützung der Schweizer Regierung bei der Weiterentwicklung unseres neuartigen antiviralen DARPin-Programms ist ein ermutigendes Zeichen“, sagt Patrick Amstutz, CEO von Molecular Partners. Er hebt in der Mitteilung die vielversprechenden präklinischen Daten hervor. Molecular Partners hat kürzlich auch Produktionskapazitäten für das neue Mittel gesichert. Das international tätige Unternehmen AGC Biologics wird demnach die Herstellung von MP0420 übernehmen.
Das BAG führt Gespräche mit mehreren Unternehmen, die vielversprechende Medikamente gegen das Corona-Virus herstellen. Molecular Partners ist bisher das zweite Unternehmen nach der amerikanischen Moderna, welches den Bund überzeugt hat. ssp