Die Arve oder Zirbelkiefer ist ein charakteristischer Baum an der oberen Waldgrenze in den Alpen. Durch die fortschreitende Erwärmung auch der Hochlagen in den Bergen könnten diese Bäume laut einer Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in ihrem Bestand gefährdet sein oder sogar lokal aussterben.
Das Problem der Anpassung an einen rasanten Klimawandel entsteht für die Arve durch ihre lange Generationszeit. Die Bäume können mehr als 500 Jahre alt werden. Das langsame Wachstum bedeutet aber auch, dass sie erst mit 40 oder 50 Jahren keimfähige Samen in ihren Zapfen hervorbringen. Die sind in ihrem Erbgut aber dann so angelegt, dass sie dem bisherigen kühleren und feuchteren Klima entsprechen. Damit bekommen die Zirbelkiefern in Zukunft ein Problem, weil solche Bäume in einem trockeneren und wärmeren Hochklima dann gar nicht mehr aus diesen Samen wachsen.
Forschende der WSL, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) und der Universität Zürich haben laut Mitteilung der WSL über 3000 Gene bei mehreren Hundert Sämlingen und Altbäumen aus hohen und tiefen Lagen des Verbreitungsgebiets analysiert. Es zeigte sich, dass Jungbäume auf hoch gelegenen Standorten sowohl für das aktuelle als auch für das zukünftige Klima die genetische Ausrüstung haben, berichten Erstautor Benjamin Dauphin und seine Kollegen im Fachjournal „Global Change Biology“. Jungbäume in tieferen Lagen wiesen allerdings Genvarianten auf, die nur in einem kühleren und feuchten Klima vorteilhaft wären. „Die Nachkommen der heute lebenden Bäume werden dort an eine wärmere Zukunft weniger gut angepasst sein“, wird Felix Gugerli von der WSL-Forschungsgruppe Ökologische Genetik zitiert, der die Studie geleitet hat. „Die Art als solche werden wir nicht verlieren, aber die Vorkommen werden noch kleiner und zunehmend zerstückelt sein“, so Gugerli weiter. In einzelnen Alpentälern könnte die Arve sogar aussterben.
Damit Arven auch bei wärmerem Hochklima gedeihen können brauchen sie nach Angaben der Forscher auch ein positives Umfeld. So müsse es den in der Vergangenheit als Schädlinge bekämpften Tannenhäher geben. Denn der verstecke Arvensamen als Futterreserve, fresse viele davon aber nicht. Diese können dann auskeimen und die Baumart erhalten. Ausserdem brauche es Rohhumus, ohne den Arven nicht aufwachsen können. Verschwinde das typische Waldökosystem an der oberen Baumgrenze mit Arven und Lärchen, so würde eine ganze Lebensgemeinschaft in Schieflage geraten, heisst es in der WSL-Studie. Neben dem Tannenhäher beträfe dies eine Vielzahl von Pilzen, Flechten und Insekten. gba