Das Aufräumen in einem Wald nach Naturereignissen mit zahlreichen gefallenen Bäumen ist nach Ansicht eines internationalen Forschendenteams falsch. Es stelle einen zusätzlichen belastenden Eingriff in den natürlichen Ablauf dar. Üblicherweise werde nach Waldbränden, Windbruch oder Borkenkäferbefall der Wald aufgeräumt, und gefallene Bäume rasch entfernt. „Diese Praxis ist aber eine zusätzliche Störung, die sich negativ auf die biologische Vielfalt auswirkt“, wird Simon Thorn, Studienleiter und Waldökologe von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg in einer Mitteilung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zitiert. Sie war mit zwei Forschenden am Projekt beteiligt.
Der Würzburger Waldökologe empfiehlt daher, einen gewissen Teil solcher Störungsflächen von Aufräumaktionen so zu belassen, wie sie sind. Noch habe man keine wissenschaftlich fundierten Zahlen, wie gross dieser naturbelassene Teil sein sollte. Als Faustregel aber gelte: Werden rund 75 Prozent eines betroffenen Waldgebietes nicht aufgeräumt, bleiben 90 Prozent des dortigen Artenreichtums erhalten. Lässt man nur die Hälfte eines gestörten Waldes unangetastet, geht rund ein Viertel der Arten verloren.
„In der Schweiz hat seit den beiden Grossstürmen Vivian und Lothar und dem Waldbrand Leuk im Jahr 2003 ein Umdenken stattgefunden“, wird Beat Wermelinger, Waldentomologe an der WSL und Mitautor der Studie, zitiert. Es werde vermehrt entschieden, das Holz liegenzulassen und eine natürliche Waldentwicklung zuzulassen. Allerdings spiele für die Waldbewirtschafter die Borkenkäfergefahr und der Holzverkauf ebenfalls eine grosse Rolle. gba