Der Klimawandel lässt Gletscher weltweit schmelzen. Eine in der Fachzeitschrift „Nature" veröffentlichte Studie mit Beteiligung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) modelliert und erforscht die Entwicklung der Gletscher auf der Erde zwischen 2020 und 2100. Laut der Studie wird sich mit dem Klimawandel die von Gletschern bedeckte Fläche bis Ende des Jahrhunderts halbieren. Dadurch könnten neue Ökosysteme entstehen, mit einer Gesamtfläche bis zur Grösse Finnlands. Die antarktischen und grönländischen Eisschilder wurden in der Studie ausgenommen.
Das Schrumpfen der Gletscher führt zu einem ökologischen Wandel, da sich neue Ökosysteme entwickeln, die den entstandenen Lebensraum ausfüllen, heisst es in der Mitteilung der WSL. Die durch die Gletscherschmelze freigelegten Gebiete könnten kälteangepassten Arten, die durch die Erwärmung an anderer Stelle verdrängt wurden, Zuflucht bieten.
Jean-Baptiste Bosson von der Naturschutzbehörde der Haute-Savoie in Frankreich und Matthias Huss von der WSL verwenden ein globales Gletscherevolutionsmodell, um die Entwicklung von 650’000 Quadratkilometern Gletscher zu untersuchen. Dabei werden Gletscherumrisse, digitale Höhenmodelle des Geländes unter den Gletschern und Klimadaten verwendet, um die Reaktion jedes einzelnen Gletschers auf Klimaszenarien bis 2100 vorherzusagen. Bei einem Szenario mit hohen Emissionen könnte bis 2100 etwa die Hälfte der Gletscherfläche von 2020 verloren gehen. Bei einer Reduktion der globalen Emissionen verringert sich der Verlust um etwa ein Fünftel.
Bosson und Huss plädieren dafür, nicht nur den Gletscherschwund zu begrenzen, sondern auch Ressourcen und Aufmerksamkeit auf den Schutz dieser neu entstehenden Ökosysteme zu richten. ce/gba