Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) aus Birmensdorf und das Paul Scherrer Institut (PSI) aus Villigen haben zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen das Potenzial von Gülle und Mist untersucht. Diese werden von Landwirtinnen und Landwirten als Hofdünger auf ihren Feldern eingesetzt, was laut einer Medienmitteilung zu Problemen führen kann. Dazu zählen zu viele Nährstoffe in Böden und Luft sowie überdüngte Böden. Dabei könnten Gülle und Mist auch energetisch genutzt werden.
WSL und PSI haben sich am Forschungsprojekt SCCER Biosweet beteiligt, bei welchem in den vergangenen Jahren das energetische Potenzial von Gülle und Mist untersucht wurde. Nun sind die Ergebnisse in einem White Papier veröffentlicht worden. Demnach werden durch die Vergärung von Gülle und Mist zu Biogas aktuell in der Schweiz jährlich 1440 Terajoule Energie bereitgestellt. Möglich wären jedoch 27'000 Terajoule. Würde das gesamte Potenzial zur Ersetzung von fossilen Brenn- und Treibstoffen durch dieses Biogas genutzt, könnten 0,8 Prozent der Treibhausgasemissionen der Schweiz verhindert werden. „Biogas ist sehr vielseitig”, wird Vanessa Burg von der WSL, Mitautorin des White Papers, in der Mitteilung zitiert. „Damit kann man nicht nur Autos oder Traktoren fahren, sondern auch Wärme und Strom gewinnen; das Gas lässt sich zudem speichern und dann verwenden, wenn Wind und Sonne fehlen, etwa nachts und im Winter.“
Der Nutzung dieses Potenzials stehen allerdings Hürden im Weg. So ist Hofdünger in der Schweiz dezentral verteilt, wodurch Transporte anfallen. Zudem sind die Investitionskosten in Anlagen für die Vergärung hoch. Darüber hinaus seien die Bewilligungsverfahren oft langwierig, heisst es von befragten Landwirtinnen und Landwirten. „Die beträchtlichen Potenziale von Mist und Gülle für die Energiewende und die CO2-Einsparung sollten es Wirtschaft und Politik nahelegen, die technologischen Möglichkeiten umzusetzen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen ökonomischen Betrieb der Anlagen ermöglichen“, heisst es von WSL-Bioenergieforscher Oliver Thees. jh