Die Zerstörung der ursprünglich vielfältigen Landschaft im Kanton Zürich geht auf Kosten von Futterpflanzen für Insekten. Das hat ein Forscherteam der Universitäten Zürich (UZH) und Bonn sowie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) jetzt nachgewiesen. Die Studienergebnisse seien mit kleinen regionalen Variationen auf ganz Mitteleuropa übertragbar, heisst es in einer Medienmitteilung der UZH.
Die Ausbreitung von Siedlungen und die generelle Intensivierung der Landwirtschaft führten zu einer Verarmung der Wiesen- und Ackerflächen. Allein die Feuchtgebiete schrumpften in den vergangenen rund 100 Jahren um 90 Prozent. Besonders dramatisch sei der Rückgang bei Pflanzenarten, die nur von einer einzigen Insektengruppe bestäubt werden können. Das gelinge etwa beim Blauen Eisenhut nur Hummeln, weil ihnen das Gift dieser Pflanze offenbar nichts anhaben kann.
„Wie die Vegetation vor 100 Jahren aussah, ist für uns kaum mehr vorstellbar“, sagt Michael Kessler vom Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik (ISEB) der Universität Zürich. „Aber unsere Daten zeigen, dass etwa die Hälfte aller Arten deutlich abgenommen hat.“
Die wichtigste Quelle zur früheren Flora im Kanton war ein unveröffentlichtes, 1200 starke Manuskript. Darin sind exakte und detaillierte Informationen zum Vorkommen und zur Verbreitung von Pflanzenarten vor dem Jahr 1930 enthalten.
Das Kartierprojekt des ganzen Kantons Zürich war vor zehn Jahren von Thomas Wohlgemuth von des WSL mit der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft (ZBG) ins Leben gerufen worden. 250 Freiwillige haben seither bei der Kartierung mitgeholfen. mm