Eine neue Studie unter Beteiligung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erhärtet die sogenannte Red Queen-Hypothese: Sex ist eine Waffe, die von Wirtsarten eingesetzt wird, um durch grössere genetische Vielfalt im Wettrüsten gegen ihre Parasiten die Oberhand zu behalten, erklärt die WSL in einer Mitteilung. Damit sind sie widerstandsfähiger als asexuelle Arten, deren Gen-Set immer identisch ist. Ausserdem produzieren Pflanzen, die mehr in das weibliche Organ investieren, im Allgemeinen Samen mit geringerer genetischer Vielfalt als solche, die mehr in das männliche Organ investieren.
Bei der Überprüfung der Red Queen-Hypothese gingen die Forschenden zweigleisig vor: Eine Gruppe sammelte Blüten von 141 deutschen Arten. Im Labor wogen sie das männliche und das weibliche Organ der Blüten und berechneten anschliessen die Männlichkeit der Blüte, ein Verhältnis aus dem Gewicht des männlichen Organs geteilt durch das Gewicht beider Geschlechtsorgane.
Eine zweite Gruppe schätzte unter Leitung von Martin Gossner, Gruppenleiter an der WSL und ausserordentlicher Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, in einer umfangreichen Untersuchung in Bibliotheken und Internet ab, wie viele Insektenarten jede einzelne dieser Pflanzenarten fressen. Durch die Kombination der beiden unabhängigen Datensätze konnten sie eindeutig nachweisen, dass die Männlichkeit der Blüten positiv mit der Anzahl ihrer Schadinsekten verbunden ist.
„Dies unterstreicht die Bedeutung des Erhalts der genetischen Vielfalt für unsere Nahrungspflanzen und die Gefahr der Verringerung der Populationen der Wildtiere“, wird Carlos Roberto Fonseca von der beteiligten brasilianischen Universität Rio Grande do Norte zitiert. „Ohne genetische Vielfalt sind alle Arten durch ihre Parasiten bedroht.“ mm