„Das Kraftwerk wird ab dem 1.Januar nicht mehr in Betrieb sein“, teilt die Besitzerin Oederlin AG in einem Beitrag auf Facebook mit. Ein kleiner Satz, der doch ein langes Kapitel der Industriegeschichte im Limmattal und im Raum Baden umfasst. Denn schon 1858 erhielt Karl Oederlin vom Regierungsrat des Kantons Aargau die Genehmigung, auf dem Gut Müsegg eine mechanische Werkstatt und zu deren Betrieb zwei Wasserräder an der Limmat zu bauen. Das Oederlin-Kraftwerk war seither im Besitz des Unternehmens. Es versorgte nicht nur die Giesserei und Werkstatt, sondern lieferte später auch den Strom für das damals legendäre Badener Grand Hôtel. Das Luxushotel stand im Bäderquartier am Ufer der Limmat und war mit 176 Zimmern das grösste Haus am Ort.
Ab dem 1. Januar 2021 ist das alles Geschichte. Denn die „Konzession aus dem Jahr 1898 (wurde) von der Regierung auf Ende 2020 entzogen. Die Massnahmen, welche durchgeführt werden müssten, um dieses Kraftwerk weiter zu betreiben, übersteigen unsere finanziellen Möglichkeiten“, heisst es in der Facebook-Mitteilung. Thomas Schmid, Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident, präzisiert in einem Artikel in der „Aargauer Zeitung“: „2011 trat die neue Gewässerschutzverordnung des Bundes in Kraft. Demgemäss können wir uns nicht mehr auf das ewige Wassernutzrecht berufen.“ Jetzt wäre eine neue Konzession nötig, und die ist nur unter erheblichen Auflagen zu bekommen. Deren Umsetzung würde viel Geld kosten. „Ein Kraftakt, den wir nicht stemmen können, und dessen Wirtschaftlichkeit bei weitem nicht gegeben ist. Sehr bedauerlich, dass die Hürden für den Betrieb eines Kraftwerks, das sauberen Strom liefert, so hoch sind“, sagt Schmid.
Angefragt für einen Weiterbetrieb seien nicht nur der jetzige Betreiber Axpo, sondern auch andere Stromversorger. Aber für alle heisst es: Wirtschaftlichkeit unter diesen Umständen nicht gegeben.
Auch die Stilllegung kostet Geld. „Wer glaubt, man könne das Kraftwerk nun einfach abstellen, und dann sei die Arbeit getan, irrt gewaltig“, sagt Schmid. Die Anlage müsse so gesichert werden, dass keine Schadstoffe in die Limmat gelangen, der Wasserstand im Ober- und Unterwasserkanal etwa gleich bleibe und die Fischgängigkeit optimiert werde. Dann soll das alte Kraftwerk möglichst original für die Nachwelt erhalten bleiben. Da sind sich Denkmalpflege und Oederlin AG einig. gba