Wenn Wölfe Huftiere fressen, bleibt ausser Knochen, Haut und Mageninhalt wenig übrig, heisst es in einem Berichtder Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) über eine Studie im Yellowstone Nationalpark im Bundesstaat Wyoming. Das Team von Anita Risch, Leiterin der Gruppe Tier-Pflanzen Interaktionen, hat zusammen mit Partnern der Universität Minnesota im Nationalpark in den Boden unter Kadavern untersucht.
Wenn ein Tier stirbt, dann setzt sich eine Kettenreaktion von Verwesungsprozessen in Gang. Bisher ging man davon aus, dass diese nach einem weitgehend festen und damit vorhersagbaren Schema abläuft. Die Gerichtsmedizin jedenfalls verlässt sich darauf, dass die auf oder unter einer Leiche vorhandenen Organismen Hinweise auf die Todesumstände liefern. Doch von Wölfen gerissene Huftier-Leichen halten sich nicht an einfache Regeln, berichtet Risch in der Studie.
Der Boden unter einem von Wölfen gerissenen Bison weist ein anderes mikrobiologisches Leben auf als der unter einem Wapitihirsch. Daraus ergibt sich auch unterschiedlicher Pflanzenwusch unter den Kadavern, die teilweise deutlich mehr Nährstoffe enthalten als andere Pflanzen der gleichen Art. Das wiederum lockt die Pflanzenfresser zu diesen „Inseln“, auf denen zuvor die inzwischen von Raubtieren zerlegten und entfernten Tierkadaver gelegen hatten. „Die toten Tiere sind so etwas wie Inseln in der Landschaft, auf denen sich Nährstoffe konzentrieren und sich die Artenvielfalt im Boden verändert“, sagt Risch, die mit ihrem Mitautor Joseph Bump von der Universität Minnesota insgesamt 19 Wolfsrisse im Nationalpark untersucht hat. Allerdings erst 40 Tage nach dem Riss, da sonst die Gefahr eines Angriffs von Grizzlybären zu gross gewesen wäre.
Bedeutsam sind die Ergebnisse nicht nur für das Verständnis der Wechselwirkungen im Ökosystem, sondern möglicherweise auch für Kriminalisten, steht in dem Bericht der WSL über Rischs Forschung. gba